Machbarkeitsstudie

„Das künstlerische Gedächtnis der Stadt München“ – verfasst von Simone Hamann 03/2019

Die im Auftrag des BBK München und Oberbayern für die Landeshaupstadt München erstellte Studie beschäftigt sich mit der Problematik des drohenden Kulturverlustes bei fehlender Betreuung der Nachlässe von Künstler:innen der Stadt und Region.

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Auszüge aus der Studie:

Aus der Einleitung:

„München hat einen Schatz, der für das künstlerische Gedächtnis und die kulturelle Identität der Stadt und Region wichtig ist: die Nachlässe von Künstler*innen. Diese sind in Gefahr verloren zu gehen oder vernichtet zu werden. […]

Es geht um die Etablierung eines geregelten Verfahrens im Umgang mit Kunstnachlässen sowie einer festen Anlaufstelle für Erb*innen, Nachlasswalter*innen und lebenden Künstler*innen. […]

In der Zusammenarbeit mit Expert*innen sollen die künstlerischen Nachlässe herausgefiltert werden, die für die Kulturgeschichte der Stadt eine wesentliche Rolle spielen. Sie sollen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. […]“

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Die Studie gliederte sich in die Bereiche:

  1. Bestandsanalyse
  2. Künstlerische Nachlässe: Strategische Ziele und Bedarfsanalyse
  3. Institutioneller Umgang mit künstlerischen Nachlässen
  4. Projektvorschlag und Machbarkeit

Die Ergebnisse der Studie waren die Grundlage dafür, dass die Landeshauptstadt München das Projekt „Künstler*innen Vor- und Nachlässe“ des BBK München und Oberbayern förderte.

Aus diesem Projekt heraus wurde 2023 die Künstler*innen Vor- und Nachlässe gUG (haftungsbeschränkt) gegründet. Das Fernziel weiterhin: Ein eigenes Haus mit Depot und Ausstellungsfläche für das künstlerische Gedächtnis der Stadt.

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1. Bestandsanalyse

Statistisch gesehen liegt die Zahl der Künstler*innen, die langanhaltend auf dem Kunstmarkt vertreten waren, nur im Promillebereich. Werke, die jenseits dieses ausgewählten Marktes einen wichtigen Beitrag für unsere regionale kulturelle Identität geleistet haben, drohen verloren zu gehen. […]

Jeder künstlerische Nachlass ist ein Unikat, Teil unseres kulturellen Erbes, gibt Auskunft über unsere Identität und ist prägend für das Gedächtnis unserer Kulturnation. […]

Es sind bundesweit bereits Strukturen und Einrichtungen vorhanden, auf die man zurückgreifen kann. Zum einen können ihre Strukturen konkret verwendet werden, zum anderen kann man aus ihnen Erfahrungswerte ableiten und diese sinnvoll für die Konzeptionierung einer neuen Einrichtung verwenden. […]

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2.  Künstlerische Nachlässe: strategische Ziele und Bedarfsformulierung
Wertschätzung
Die vielen Künstler:innennachlässe, die in den nächsten Jahren zu erwarten sind und nicht bereits in Beständen untergekommen sind, sollten zur Kenntnis genommen werden. Sie sollten gewürdigt werden in dem Sinne, dass man sich der Aufgabe Künstler:innennachlässe annimmt und einen guten Umgang mit ihnen zu finden sucht. […]

Wertschätzen, Beraten, Bewahren, Sammeln, Erforschen, Zeigen, Vermitteln […]

Bedarf: Beratung, Archiv und Öffentlichkeitsarbeit
Im Umgang mit künstlerischen Nachlässen ist der Bedarf an Beratung am größten. Darin stimmen alle  Aussagen von Künstler:innen, Erb:innen, Institutionen und Parteien überein (s. o. und Anlagen). […]

Archiv: Erhalt, Sicherung, Aufarbeitung […]

Öffentlichkeitsarbeit […]

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Nutzen einer Institution
Mit der Errichtung einer festen Institution für künstlerische Nachlässe schafft man einen Ort, der als Anlaufstelle für Ratsuchende, zur Bewahrung von Nachlässen, Bewusstmachung kunstwissenschaftlicher sowie kulturpolitischer Zusammenhänge und als Ort für Kunst selbst dient. Mit diesem Ort gebündelten Fachwissens wirkt man aktiv der bestehenden Gefahr entgegen, dass künstlerische Nachlässe verloren gehen oder vernichtet werden. […]

An erster Stelle steht die Aufklärungsarbeit für Künstler:innen und Erb:innen. […]  Das Sammeln und Bewahren bedingt zunächst eine Auswahl der Kunstwerke nach einem bestimmten Kriterienkatalog. Die Kunstwerke müssen im Anschluss inventarisiert werden, können digitalisiert werden und benötigen einen geeigneten Aufbewahrungsort. […]

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Digitalisierung
Durch die digitale Erfassung werden die Werke und Archivalien dokumentiert und erfasst. Die Daten können wissenschaftlich oder künstlerisch aufgearbeitet werden. Werkimmanente und kulturelle Zusammenhänge können beleuchtet und erforscht werden.

Depot
Am besten eignen sich auf Kunstlagerung spezialisierte Magazine zur Unterbringung von Kunstnachlässen. […] Deshalb sollte man sich darum bemühen, ähnliche Voraussetzungen für die gefundenen Räumlichkeiten herzustellen. […]

Ausstellen und Vermitteln
Daneben gilt es auch die Werke selbst wieder sichtbar zu machen, in eigenen Ausstellungen, Leihhängungen in öffentlichen Institutionen, Firmen, Stiftungen und Leihgaben, sowie Schenkungen.